Auf der Suche nach dem Glück:
In Eckhart von Hirschhausens Buch zum Thema Glück ist folgendes zu lesen: „(…) Viel spannender ist die Frage, wie ich aus dem, was ich an Persönlichkeit und Genen bin mit auf den Weg bekommen habe, das Beste machen kann.“ Und um herauszufinden, wie glücklich Sie in zehn Jahren sein werden, stellt er heute an Sie die Fragen: „Wie glücklich sind Sie jetzt? Wann fangen Sie damit an? Haben Sie eine Antwort darauf? Oder sind Sie sich nicht so sicher, was Glück überhaupt ist?
Was ist also Glück? Macht uns Geld glücklich? Oder ist es die Liebe? Oder sind es vielleicht Macht und Anerkennung, wodurch wir glücklich werden? Bereits der römische Dichter Seneca sagte: „Wir alle streben nach Glück und einem erfüllten Leben“. Unter allen Gefühlen, die wir kennen, ist Glück mit Abstand die Nummer eins. Aber unsere Glücksgefühle sind unberechenbar. Kaum hat uns das Glück gefunden, ist es auch schon wieder weg. Die Folge ist, dass wir Menschen in gewisser Weise immer auf der Suche nach dem Glück sind und es doch nie dauerhaft erreichen. Der Gehirnforscher Prof. Dr. Manfred Spitzer erklärt dieses Phänomen so: „Unser Gehirn ist nicht dafür gebaut, dauernd glücklich zu sein, aber es ist süchtig danach, nach Glück zu streben.“
Ein kleiner Junge wollte einmal herausfinden, was die Menschen glücklich macht und was dafür notwendig ist. In dem Ort, wo der kleine Junge lebte, wohnte ein sehr reicher Mann. Also ging der kleine Junge zu ihm und fragte ihn: „Bist du glücklich?“ Der reiche Mann antwortete: „Aber ja, schau dich doch um. Ich besitze ein großes Haus, habe viele wertvolle Kunstgegenstände und ein dickes Bankkonto.“ Als nächstes besuchte er einen jungen Mann, der vor ein paar Jahren einen Unfall hatte und seitdem im Rollstuhl saß. Auch ihn fragte er: „Bist du glücklich?“ Der junge Mann antwortete: „Ja, ich bin glücklich. Ich kann zwar nicht mehr laufen, aber ich bin glücklich, weil ich noch lebe, und jeden Morgen, wenn ich wach werde, freue ich mich auf den Tag. Ich bin viel in der Natur und beobachte die Tiere und die Pflanzen. Außerdem habe ich viele Freunde, und wir unternehmen viel gemeinsam. Das alles macht mich sehr glücklich.“ Als letztes besuchte der kleine Junge eine alte Frau, die völlig verarmt in einem heruntergekommenen Haus lebte. Auch sie fragte er: „Bist du glücklich?“ Die alte Frau antwortete: „Ob ich glücklich bin? Und wie glücklich ich bin. Schau nur aus dem Fenster in den Garten, dort spielen gerade meine beiden Enkelkinder. Gibt es ein größeres Glück, als ihnen beim Spielen zuzuschauen?“. Als der kleine Junge wieder zuhause ankam, ging er in sein Zimmer und dachte über das, was er erfahren hatte, nach. Er kam zu dem Ergebnis, dass Glück für jeden Menschen etwas anderes bedeutet und dass es „das“ Glück als solches nicht gibt. Aber nicht nur der kleine Junge aus unserer Geschichte hat sich die Frage nach dem Glück gestellt. Zu allen Zeiten und in allen Kulturen haben sich Menschen schon immer die Frage gestellt: „Was ist Glück?“
Früher waren es die Philosophen, die eine Antwort auf diese Frage suchten. Später waren es dann die Psychologen und Soziologen. Und heute sind es die Gehirnforscher, die mit den modernen Methoden der Medizin und der Technik dem Glück auf die Spur kommen wollen. Obwohl alle ganz unterschiedliche Wege und Ansätze verfolgen, kann man aber bereits jetzt schon sagen, dass es vor allem drei Erkenntnisse der Glücksforschung gibt, bei denen sich alle Experten weitestgehend einig sind:
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- Die Lebensbedingungen eines Menschen sind nicht maßgeblich dafür verantwortlich, ob er glücklich ist oder nicht.
- Ein Mensch, der im Rollstuhl sitzt, ist über sein Schicksal ganz sicher nicht froh, aber dennoch kann er glücklich werden.
- Auch Faktoren wie Wohlstand, Macht, Status, Alter oder Intelligenz tragen nur zu einem bestimmten Teil zum Glück bei.
- Geld macht glücklich. Diese Aussage ist nur dann richtig, wenn man wirklich arm ist. Sobald aber die wichtigsten Grundbedürfnisse ausreichend geregelt sind, flacht die Glückskurve ab.
- Auch wenn Glück für jeden Menschen etwas anderes bedeutet, so ist unser Glücklichsein hauptsächlich geprägt durch unsere Denkweise und durch unsere Wahrnehmung.
Wie wir denken, wie wir unsere Umwelt wahrnehmen und interpretieren und welche innere Einstellung wir zu unserem Leben haben, ist der eigentliche Maßstab dafür, ob wir glücklich oder unglücklich sind. Dale Carnegie, einer der erfolgreichsten Kommunikationstrainer der Welt, sagte bereits schon vor mehr als 50 Jahren: „Glück hängt nicht davon ab, wer du bist oder was du hast. Glück hängt nur davon ab, was du denkst.“
Können wir Glück trainieren und uns dadurch selbst glücklicher machen?
Wie wir bereits wissen, verändert sich unser Gehirn ständig. Jeder Gedanke, jede Handlung führt dazu, dass neue Verbindungen zwischen unseren Gehirnzellen geschaffen, umgebaut oder abgebaut werden. Und je häufiger wir bestehende Verbindungen benutzen, sie also anwenden bzw. trainieren, desto stärker und fester werden sie.
Je häufiger wir glückliche Gedanken denken, umso glücklicher fühlen wir uns. Glücksgefühle sind also keine Gefühle, die von außen in uns hineintransportiert werden, sondern Gefühle, die von innen aufgrund unserer Gedanken und Handlungen entstehen. Wer also auf der Suche nach Glück und dem Sinn des Lebens ist, muss dies in sich selbst suchen, man findet es an keinem anderen Ort der Welt.
Der ehemalige Schauspieler und Gründer der Stiftung „Menschen für Menschen“ Karlheinz Böhm sagte einmal: „Glück ist ein Maßanzug. Unglückliche Menschen sind Menschen, die den Maßanzug eines anderen tragen wollen.“
Wie uns inzwischen die Gehirnforschung belegen kann, gibt es auch eine gewisse genetische Veranlagung dafür, ob jemand mehr zu einer glücklichen und optimistischen oder mehr zu einer unglücklichen und pessimistischen Persönlichkeit neigt.
Der Grund hierfür ist, dass die Aktivität bestimmter Gehirnareale unsere allgemeine Stimmung beeinflusst. Menschen, bei denen die Aktivitäten im linken Stirnlappen höher als im rechten Stirnlappen sind, empfinden häufiger angenehme Gefühle. Menschen, bei denen die Aktivität im rechten Stirnlappen überwiegt, empfinden häufiger unangenehme Gefühle. Die gute Nachricht für alle „rechten Stirnlappenaktivisten“ ist jedoch, dass wir die Aktivitätsmuster des Gehirns beeinflussen und durch Trainings verändern können.
Der Leiter der Fachgruppe Persönlichkeitspsychologie und Diagnostik an der Universität Zürich Prof. Dr. Willibald Ruch sagte einmal in einem Interview: „Empirisch kann man belegen, dass bestimmte Charaktereigenschaften, die Menschen haben, einen Einfluss auf die Lebenszufriedenheit haben. Optimismus, Neugierde, Humor, Ausdauer und Bindungsfähigkeit sind beispielsweise Charakterstärken, die Menschen mit einer besonders hohen Lebenszufriedenheit auszeichnen. Wir haben Grund zur Annahme, dass man diese Stärken trainieren und insofern selbst viel dazu beitragen kann, ein glücklicheres Leben zu führen.“
Der Feldzug der positiven Phsychologie
Können wir auch andere glücklicher machen? Die Antwort lautet: Ja, wir können andere Menschen glücklicher machen. Eltern können ihre Kinder glücklicher machen, Lehrer ihre Schüler, Trainer ihre Seminarteilnehmer oder Vorgesetzte ihre Mitarbeiter. Wie dies funktioniert, wollen wir uns jetzt anschauen.
Als Urvater und Begründer der Positiven Psychologie gilt der Therapeut und Psychologie Professor Marty Seligmann. Bei seiner Antrittsrede als Präsident der APA, der American Psychological Assoziation, forderte Seligmann seine Kollegen auf, die Depressionen, Psychosen und Neurosen einmal beiseite zu lassen und sich mehr um die Fragen des glücklichen Lebens zu kümmern. Und bei seiner ersten Vorlesung über Positive Psychologie im Jahre 2003 sorgte er für großes Aufsehen. Nicht zuletzt ist aber der Erfolg der Positiven Psychologie auch den Neurowissenschaften zu verdanken, denn dank der Erkenntnisse der Gehirnforschung lassen sich die Annahmen und Thesen der Positiven Psychologie auch wissenschaftlich belegen. Die Positive Psychologie besteht aus drei Säulen, die in ihrer Kombination ein Höchstmaß an persönlicher Zufriedenheit bewirken können, und bezogen auf Schule, Arbeit und Beruf sind sie die Eckpfeiler für Spitzenleistungen. Diese drei Säulen sind:
- Stärkenorientierung
Nur wer seine Stärken kennt und sie optimal einsetzt, kann Spitzenleistungen erbringen. - Flow
Wenn die Aufgaben an die Fähigkeiten der Menschen angepasst sind, erreichen sie sehr häufig den Zustand der Selbstvergessenheit und gleiten in den so genannten Flow. - Sinn
Nur wenn es gelingt, die unternehmerischen Ziele und Visionen mit den Wünschen und Motiven der Mitarbeiter in Einklang zu bringen, erhält die Arbeit ein Höchstmaß an Sinn.
Das wichtigste Ziel der Positiven Psychologie ist es, die positiven Emotionen zu mehren und die negativen zu mindern. Damit uns dies in der Zusammenarbeit bei anderen Menschen gelingt, ist es, wie so oft im Leben, auch hier wichtig, erst einmal bei sich selbst anzufangen. Und das bedeutet hauptsächlich folgendes:
- Ich übernehme die volle Verantwortung für meine Gedanken und Gefühle. Mit einer Denkweise wie: „Du bist schuld, dass ich mich schlecht fühle“ lässt sich nichts Positives bewirken.
- Ich beklage mich nicht destruktiv über andere. Aussagen wie: „Die Politiker sind an allem schuld“ oder „Unsere Geschäftsleitung ist unfähig“ lassen ebenfalls jeden Ansatz für eine positive Veränderung im Keim ersticken.
- Ich bin zu allen meinen Mitmenschen freundlich. Keiner schreit den anderen an.
Machen Sie sich diese drei Kernaussagen zum Lebensmotto und Sie sind Ihrem persönlichen Glück einen großen Schritt näher.
Zum individuellen Glück trug ganz nebenbei bemerkt auch Gott bei. Er stellte – so Eckhart von Hirschhausen – sich im Paradies vor seine Geschöpfe und sagte: „Ich habe jetzt noch zwei Eigenschaften zu verteilen.“
Eva fragt: „Was gibt es denn?“
Gott: „Die erste ist im Stehen pinkeln können.“
Adam: „Hier, icke, im Stehen pinkeln, verstehste, kennste, muss ich haben.“
Eva: „Und was ist die zweite?“
Gott: „Multiple Orgasmen.“
In diesem Sinne wünsche ich Ihnen Glück auf Ihren weiteren Wegen.
Herzlichst, Ihr Frank Nussbaum